Termine PreRide O-SEE X’Kids-Challenge und O-SEE Light
8. August 2018Hochkarätig besetzte Pressekonferenz zur 18. O-SEE Challenge/XTERRA European Championships
9. August 2018Der gebürtige Olbersdorfer Philipp Ansorge (O-SEE Sports e.V.) kürt sich in sagenhaften 8:43:26 h in Hamburg zum IRONMAN. IRONMAN? Das verbinden viele mit dem Klassiker der Langdistanz-Triathlon-Wettbewerbe in Kona auf Hawaii. 3,86 km (2,4 Meilen) Schwimmen, 180,2 km (112 Meilen) Radfahren und ein Marathonlauf über 42,195 km; (26,2 Meilen) sind die magischen Eckdaten, die jedem Triathleten Gänsehaut verursacht und allen ambitionierten Sportlern Respekt einflößt. Faris al Sultan, Sebastian Kienle, Jan Frodeno und Patrick Lange – das sind die deutschen Aushängeschilder über diese Distanz und haben Langstreckentriathlon mit ihren Erfolgen in Hawaii populär gemacht. Auch unser Vereinskamerad Philipp hat sich von diesem Virus infizieren lassen. Akribisch und sehr diszipliniert hat er sich über Monate auf diese Herausforderung vorbereitet. Im nachfolgenden Text beschreibt er wie er die Vorbereitungszeit und den Wettkampf erlebt hat – mit allen Höhen und Tiefen! Nun ist er der erste IRONMAN des O-SEE Sports e.V. Gratulation! Seinen Bericht: Unbedingt lesen!!!
IRONMAN Hamburg 29.07.2018 – meine erste Langdistanz
„So, letzte große Trainingseinheit in den Büchern, nochmal 5 h auf dem Rad, möglichst viel in Aeroposition, dass es im Rennen auch lange klappt ohne Genickschmerzen. Etwas Entspannung macht sich in mir breit. Jetzt ist es eigentlich geschafft, da kann doch nix mehr schiefgehen. Vorbereitet bist du! Es ist Zeit abzuliefern. Gelesen habe ich: So ein Ironman ist einfach ein etwas längerer Trainingstag…das hilft!“
Es sind jetzt 8 Monate vergangen, als der Trainingsplan die erste Einheit eingeläutet hat. 8 Monate Höhen und Tiefen, aber eigentlich überwiegend Höhen. Es ist interessant, wenn man streng nach Plan trainiert und nicht nach Lust und Laune, wie sonst. Ich habe in den letzten Monaten mich noch intensiver kennengelernt, Stärken und Schwächen analysiert und versucht, mich zu verbessern. Training am Morgen, Mittag und Abend…mit und ohne Essen vor den Einheiten. Ich habe tatsächlich Freude an freien Trainingstagen gefunden, wie ungewöhnlich!?
Das Wettkampfwochenende rückt näher. Der 29. Juli 2018 – Ironman Hamburg. Mit der Anmeldung wurde ein Feuer entfacht, die Spannung steigt…dann die Hiobsbotschaft, Schwimmen gecancelt! Eine Langdistanz ohne Schwimmen? Eine Welt bricht bei mir zusammen! Das kann doch jetzt nicht sein! Die heißen Temperaturen der letzten Wochen lassen Blaualgen wachsen, sodass sämtliche Hamburger Gewässer gesperrt werden und das kurz vor dem großen Rennen. Man muss akzeptieren können, sich nicht ärgern, auch wenn es schwer fällt. Irgendwann gelingt es mir auch und die Vorfreude kommt spätestens zurück, als ich meine Startnummer nahe des gigantischen Zielbereichs auf dem Rathausplatz abhole. Der Veranstalter kündigt anstelle des Schwimmens einen 6km Lauf an, sodass wir im Modus Run-Bike-Run starten. Physisch wird das Ding somit nicht einfacher denke ich mir, da beim Schwimmen die Arme auch mal was tun dürfen, so aber wirklich die Beine den Job erledigen müssen.
Die Bikes werden am Samstag, also ein Tag vorher eingecheckt. Die Startbeutel müssen gepackt und an den richtigen Platz gebracht werden. Die Wechselzone ist ca. 1 km lang, voll mit Rennmaschinen, sowas hab ich selber noch nicht erleben dürfen, spannend!
Sonntag ist Raceday, das heißt früh aufstehen. Der Wecker klingelt 04:00 Uhr, die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Nach einem magenschonenden Tee und ein paar Haferflocken gehts in die Stadt. Die Wechselzone ist voll mit Menschen. Überwiegend gut gelaunt, aber man merkt die leichte Anspannung bei den meisten. In mir macht sich wahnsinnige Vorfreude breit. Überall werden Bikes gecheckt, Luft aufgepumpt und die letzten Utensilien überprüft. Jetzt kommt richtiges Rennfeeling auf.
Die Profis starten um 07:00 Uhr, bei den Agegroupern wird es einen Rolling Start geben. Das bedeutet, dass die Starter in kleinen Grüppchen in ihr Rennen geschickt werden, idealerweise selber eingeschätzt nach Minuten/Pace. Meine beiden Trainingsbuddys und ich wissen nicht so richtig wie wir starten sollen. Im Gewusel mit Startlaune reihen wir uns dann aber bei 4 min/km ein. Es ist 7:33:41 Uhr und für uns drei fällt zu gleich der Startschuss. Die ersten Meter sind krass, überall Menschen, alles abgesperrt, jeder brüllt dich an. Wir haben die besten Fans mitgebracht! Da wo normalerweise Hamburgs Autoprolls längs fahren, direkt am Jungfernstieg, gehört die Straße uns. Jetzt heißt es clever handeln, nicht überpacen. Der Tag wird lang. Thilo und ich laufen wie angekündigt um die 4 min/km und setzen uns im ersten Lauf von Andi leicht ab. Der interne Wettkampf ist eröffnet 🙂 Mit voller Energie kommen wir zum ersten Wechsel. Meine Uhr stoppt bei 24:39 min.
Rein in die Wechselzone, nicht mehr benötigte Sachen in den Wechselbeutel, neue raus. In der Aufregung laufe ich mit Laufschuhen los in Richtung Rad … Shit Schuhe noch an, nochmal zurück, Schuhe rein und jetzt aber Gas. Der Rest klappt wie am Schnürchen und schon bin ich auf der ersten 90 km Runde von Zweien. Es ist verdammt geil! Es ist flach und es ist schnell. Wir sind zügig raus aus Hamburg und fliegen den Deich entlang. Anfangs ist viel Verkehr, dass bedeutet Konzentration. Bloß nicht zu nahe an den Vordermann, da ja bekanntlich Windschattenverbot herrscht. Die Kampfrichter sind auf Motorrädern unterwegs und haben die Augen überall. Eine Zeitstrafe will ich nicht riskieren. Ich komme als erster von uns Dreien mit 2:18:08 h wieder in Hamburg an. Ein Schnitt von über 38 km/h, das kann so weiter gehen. Auf der zweiten Runde sind die Beine schon leicht angeschlagen und der Wind frischt auf, sodass wir in eine Richtung mit Gegenwind zu kämpfen haben. Es gibt mehrere Verpflegungsstationen, wo es alles gibt, was das Herz begehrt. Aufgereiht und mit nach Verpflegung beschrifteten Westen, versuchen die Helfer einem Gels, Isogetränke, Wasser, Riegel, Cola usw. zu reichen. Das klappt bei mir meist ganz gut. Ich kann mich ausreichend ernähren, nehme Saltcaps, trinke verteilt auf die Distanz wie geplant meine Gelflasche, sodass ein Mangel an Ernährung kein Problem für mich darstellt.
Nach 4:46:34 h komm ich dann zum T2 Wechsel und fühle mich großartig.
Ich habe leichte Angst vor dem Marathon, da ich nicht einschätzen kann, was jetzt passiert. Beim Loslaufen wundere ich mich selber über die gute Pace. Die ersten 21 km bleibt der Schnitt zwischen 4-4:30 min/km. Die Fans tragen einen förmlich die Strecke entlang. Unsere mitgebrachten allergrößten Fans sind auch gut an der Strecke verteilt, sodass ich sie auf den vier 10km Runden mehrmals sehen kann. Das ist jedes Mal ein deftiger Motivationsschub. In den Verpflegungstationen schmeiße ich mir alles was ich kriegen kann in den Rachen. Am Ende meist noch zwei Schwämme in den Anzug zum kühlen, denn es ist mit über 25 Grad Celsius doch recht warm. Genau mein Wetter! In der dritten Runde geht einmal der hintere Oberschenkel zu, sodass ich das Tempo rausnehmen muss. Ich will ja ankommen und mich nicht mit einreihen, zu den doch nun schon zahlreichen Gehern. Jetzt fängt es langsam an wehzutun. Eine Runde noch! Drei Kilometer vor Schluss geht der Muskel erneut zu, ich bleibe wieder stehen, dehne auf und muss aufpassen, dass alles Andere nicht auch noch anfängt mich zu ärgern. „Bitte lass mich jetzt nicht im Stich!“ rede ich mir gut zu. Und dann ist es soweit, wieder über den Jungfernstieg Richtung Rathausplatz. Diesmal nicht abbiegen in die nächste Runde, sondern gerade aus. Gänsehaut, Gänsehaut, Gänsehaut! Die Emotionen überwältigen mich! So eine Zieleinlauf habe ich noch nicht erlebt. Ich bin ganz allein auf der Zielgeraden. Die Leute auf den Rängen machen richtig Stimmung und die beiden Moderatoren empfangen mich mit den magischen Worten „Philipp, you are an Ironman!“ Die Last fällt von mir ab und ich kann es kaum fassen. Diesen magischen Moment werde ich nie vergessen! Ich konnte den Marathon in 3:25:27 h durchziehen und erreiche das Ziel nach 8:43:26 h. Zufrieden!
Auch wenn es kein Schwimmen gab, fühlt es sich echt an! Doch eine Rechnung habe ich jetzt natürlich doch noch offen…to be continued!